Extreme-Makrofotografie beinhaltet, wie es der Name bereits andeutet, dass das jeweilige Motiv noch stärker und noch extremer herangezoomt wird als bei der Makrofotografie. Der Begriff „extreme" wird hier wie im Englischen ausgesprochen. Bei Extreme-Makrofotografie ist der Abbildungsmaßstab 1:1. Diese Form der Fotografie wird hauptsächlich bei der Aufnahme von Insekten verwendet. Das Fotografieren dieser winzigen Tierchen erfordert meist viel Geduld, Präzision und Behutsamkeit. Es kommt nicht selten vor, dass Sie die Gestaltung eines Insekten-Porträts stundenlang beschäftigt. Es geht hierbei ausschließlich um die präzise Erfassung von Details. Marco Jongsma erzählt Ihnen in diesem Interview wissenswerte Details zur Extreme-Makrofotografie.
Wer ist Marco Jongsma? | Interview mit Marco | Tipps von Marco | Die Ausrüstung von Marco
Marco Jongsma lebt in Lemmer, Friesland. Von Beruf ist er Labortechniker. In seiner Freizeit treibt er gerne Sport. Zudem ist er oft mit seiner Kamera unterwegs, um die Schönheit der Natur einzufangen. Und noch wichtiger: um ihre Vielfalt und Vielseitigkeit zu genießen. „Jeder Tag bringt eine neue Überraschung und das macht es so abwechslungsreich und schön!"
Im Jahr 2017 begann Marco mit der Fotografie. Seine ersten fotografischen Arbeiten erstellte er im Bereich der Food-Fotografie. Zunächst machte er hauptsächlich Aufnahmen von seinen Sportmahlzeiten. Seine Fotos teilte er über Social Media-Kanäle mit anderen Sportbegeisterten. Mit der Zeit bekam er stets mehr Freude am Fotografieren. Nach einiger Zeit fragte er sich dann auch, welche Motive neben dem Essen sonst noch für seine neue Passion geeignet wären.
Seine Suche begann er auf Instagram, wo er sich von Hashtag zu Hashtag bewegte. Dank des Instagram-Algorithmus erschienen plötzlich immer mehr Fotografie-Posts auf seiner Timeline. Auf diese Weise kommt er eines Tages erstmals in Kontakt mit der Extreme-Makrofotografie und ist sofort von ihr fasziniert. „Das will ich auch! Das ist unglaublich schön!" denkt er bei sich, ganz im Bann dieser neuen, fotografischen Welt, die sich ihm eröffnet. Ganz besonders inspiriert hat ihn die Extreme-Makrofotografie aus Indonesien. „Die Makro-Aufnahmen, die sie dort erstellen, sind einfach fantastisch!"
Schlupfwespe
Marco zögert keine Sekunde und kontaktiert verschiedene Personen per E-Mail. Darunter auch Ansprechpartner in den Vereinigten Staaten. Diese empfehlen ihm das Canon MP-E 65mm. Ein spezielles Lupenobjektiv mit perfekten Eigenschaften für die Extreme-Makrofotografie. Dieses leistungsstarke Objektiv zeichnet sich durch einen Vergrößerungfaktor von 1-5x aus und ermöglicht damit die Erfassung sehr kleiner Objekte, die bis zum Abbildungsmaßstab 5:1 vergrößert werden können. „Von dem Moment an, als ich dieses Objektiv erworben hatte, fing alles an." Seitdem hat er auf Social Media einige Makrofotografen kenngelernt, mit denen er jetzt befreundet ist. „Wir tauschen ständig Ideen aus und fordern uns gegenseitig heraus. Eine Art spielerisches Fotografie-Battle."
Möchten Sie mehr über Marco und seine faszinierenden Aufnahmen erfahren? Werfen Sie dann einen Blick auf seinen Instagram Account!
Hausspinne
Details spielen bei Marcos Fotografie-Stil eine sehr große Rolle. „Ich möchte den Betrachter möglichst viele Details erkennen lassen. Details, die er nie zuvor wahrgenommen hatte." Seine Arbeiten sind sogar noch anspruchsvoller: Marco zeigt Einzelheiten, die der Mensch mit bloßem Auge nicht wahrnehmen kann! Sein Ziel besteht darin, den Betrachter die ihn umgebende Welt vergessen zu lassen und ihn zu der Erkenntnis zu inspirieren: „Wow! Insekten sind doch faszinierend schöne Wesen!"
Als wir Marco fragen, welche Aspekte für das Gelingen eines guten Fotos wesentlich sind, antwortet er: „Was ist ein gutes Foto? Was für den einen ein gutes Foto ausmacht, wird von anderen möglicherweise als misslungen bewertet." Sein Rat für Fotografen lautet dann auch, ihre Fotos in einer Weise zu erstellen, die ihrem persönlichen Stil und ihrer individuellen Kreativität entspricht. Die Arbeit sollte so ausgeführt werden, dass sie den Fotografen mit Stolz erfüllt. Marco empfiehlt beginnenden Makro-Fotografen, sich mit jedem Foto selbst herauszufordern. „Auf diese Weise werden Fotos stets besser und schöner. Ein solches Vorgehen fördert zudem die fachliche Entwicklung!"
Das Foto aus seinem Portfolio mit der schönsten Geschichte ist laut Marcos Aussage jenes mit der Hausspinne, Eines Morgens scrollte Marco durch seine Facebook-Seite und entdeckte dabei einen Post, in dem jemand von seiner häuslichen Spinnenplage berichtete. Natürlich dachte Marco dabei sofort an schöne Foto-Motive und wollte wenigstens eine der Spinnen im Bild festhalten. Er sendete dem Betreffenden eine Nachricht und fragte darin, ob er eine der Hausspinnen für ihn aufbewahren könne. Der Angeschriebene gab an, unter einer Spinnenphobie zu leiden und dennoch beschloss er, eine der Hausspinnen Marco zur Verfügung zu stellen. Bei der Abholung berichtete der Mann, dass sich seine ursprünglich panische Angst vor der Hausspinne inzwischen sogar etwas gelegt habe. Marco war mit der Hausspinne sehr zufrieden. „Das ist mein liebstes Foto!"
Marco möchte als Canon Botschafter im Bereich der Extreme-Makrofotografie tätig werden. Im vergangenen Jahr hielt er auf den Canon Experience Days einige Vorträge und veranstaltete eine Reihe entsprechender Workshops. Diese Tätigkeit gefiel ihm so gut, dass er hofft, diese häufiger ausüben zu können. Wie viele seiner Kollegen träumt auch Marco davon, dass eines Tages eine seiner Arbeiten im National Geographic Magazin erscheint und er die Gelegenheit erhält, seine Arbeit im Rahmen einer Ausstellung über Extreme-Makrofotografie präsentieren zu können.
Die Insekten, die Marco fotografiert, erhält er oftmals von einem Insektensammler. Folglich sind sie dann nicht mehr am Leben. Hin und wieder findet er seine Motive aber auch auf der Fensterbank oder auf Blättern sitzend im Park. Bevor Marco mit seinen Aufnahmen beginnt, säubert er die Insekten und sorgt dafür, dass sie staubfrei sind. Hierfür verwendet er ein Vergrößerungsglas, verschiedene Pinsel und Luft. Dieser Arbeitsschritt kann bisweilen bis zu einer Stunde Zeit beanspruchen. „Das ist nicht gerade der schönste Teil der Arbeit, aber ich möchte meine Motive so ästhetisch wie möglich präsentieren."
Sobald das Motiv sauber ist, wird es in die spezielle Installation für Makro-Aufnahmen überführt. Dies ist ein Diffusor-Rohr, bestehend aus einer weißen Polypropylenfolie oder einer weißen Plastikflasche. Dieses wird durch drei Canon Speedlites beleuchtet. Nach der Überprüfung der Beleuchtung kann Marco Jongsma mit der Fotoserie beginnen. Um seine winzigen Motive in absoluter Bildschärfe zu erfassen, erstellt Marco mehrere Aufnahmen. Um dies zu ermöglichen, verwendet er eine automatische Makroschiene. Die Makroschiene wird so eingestellt, dass sich die Kamera mit einem fixen Fokus jeweils um wenige Zentimeter schrittweise nach vorne schiebt und dabei ein Foto erstellt. Dies geschieht so lange, bis sämtliche Teile des Motivs fotografiert wurden.
„Nicht erschrecken... Ich bin durchschnittlich für 5 bis 7 Stunden mit einer Aufnahme beschäftigt... aber das ist es wert."
Schließlich fügt Marco während der Nachbearbeitung die einzelnen Fotos zu einer einzigen Aufnahme zusammen; dieses Verfahren wird als „Foto Stacking" bezeichnet. Hierfür verwendet er „Zerene Stacker" – ein spezielles Nachbearbeitungsprogramm. „Photoshop versagt bei diesem Arbeitsschritt häufig, da das Programm nicht in der Lage ist, die hohe Anzahl der Bilder zu verarbeiten". Eine solche Fotoserie besteht nämlich aus ungefähr 80 bis 150 Aufnahmen. Nachdem sämtliche Fotos zu einer einzigen Aufnahme zusammengefügt wurden, ist das Motiv scharf dargestellt. Das Foto wird jetzt in das Bearbeitungsprogramm Lightroom importiert, das es Marco ermöglicht, die Aufnahme nach seinen individuellen Wünschen anzupassen. Man könnte jetzt meinen, dass damit seine Arbeit beendet ist, jedoch öffnet er das Foto zunächst noch in Photoshop.
Raubfliege
„Da ich mit einem Objektiv mit Vergrößerungsfaktor arbeite, der in meinem Fall 5:1 beträgt, sind am Motiv meist noch einige Staubteilchen oder Unebenheiten sichtbar." Dese beseitigt er in Photoshop mit dem Remove-Tool. Marco entfernt und ersetzt bei dieser Gelegenheit auch gleich den Hintergrund. Durch das Zusammenfügen der vielen Aufnahmen findet Marco den Hintergrund oft nicht mehr schön. „Ich beurteile meine eigene Arbeit stets sehr kritisch. Wenn ich etwas nicht schön finde oder etwas nicht hinbekomme, entferne ich das Foto und beginne von neuem."
Extreme-Makrofotografie erfordert viel Zeit und Geduld. Als wir Marco fragen, wie lange er im Durchschnitt mit einem Foto beschäftigt ist, lacht er kurz. „Nicht erschrecken... Mit einem Foto bin ich im Durchschnitt 5 bis 7 Stunden beschäftigt. Ich arbeite wirklich meist lange daran, aber es ist die Mühe wert. Wenn es wieder erfolgreich war, springe ich vor Freude in die Luft."
Schnepfenfliege
Interessieren Sie sich für Extreme-Makrofotografie und möchten Sie in diesem Bereich auch selbst ans Werk gehen? Dann hat Marco noch einige hilfreiche Tipps für Sie parat!
Wie Sie bereits erfahren haben, fotografiert Marco mit Canon. Aber welche Kamera verwendet er? Mit welchen Objektiven arbeitet er? Und welches Licht nutzt er für seine Arbeiten? Im Folgenden erfahren Sie es!
Möchten Sie mehr über Marco und seine faszinierenden Aufnahmen erfahren? Werfen Sie dann einen Blick auf seinen Instagram Account!