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Mittagessen auf einem Wolkenkratzer („Lunch atop a Skyscraper”)

In aller Ruhe essen 11 Bauarbeiter auf dem eisernen Stützbalken des 69. Stockwerks (260 Meter hoch) des GE Buildings (damals das RCA Building) in New York zu Mittag. An dem Tag, an dem dieses Bild aufgenommen wurde, befanden sich Fotografen scharenweise vor dem Gebäude, z. B. Hamilton Wright Jr., Wiliam Leftwich und Thomas Kelly. Es wird immer noch darüber diskutiert, wer das Bild tatsächlich aufgenommen hat, aber Ebbets lieferte damals die meisten Beweise und gilt daher als der Fotograf dieser surrealistischen Szene. Das Foto wurde im letzten Monat der Bauphase des Wolkenkratzers aufgenommen.

© Charles Clyde Ebbets, (1932) Mittagessen auf einem Wolkenkratzer, New York, Rockefeller Center. Veröffentlicht von der New York Herald Tribune am 2. Oktober 1932.

Ein weltberühmtes Foto

Das Foto ist weltberühmt, nicht nur wegen der Höhe, in der es aufgenommen wurde, sondern auch wegen der Gelassenheit, mit der die Arbeiter es schaffen, sich in einer lebensgefährlichen Situation zu entspannen und zu essen. Sie sind auch die weitgehend anonymen Erbauer einer Stadt, die heute für ihre Hochhäuser bekannt ist. Nicht nur das, sondern auch die Herkunft dieser Männer macht dieses Foto zu etwas Besonderem. In den 1930er Jahren arbeiteten Männer aus allen Gesellschaftsschichten, Angehörige indigener Völker Amerikas, Schweden, Briten, Schotten und so weiter auf dem Bau. Eine Mischung unterschiedlichster Menschen zog in die „neue Welt”, um sich ein neues Leben voller Möglichkeiten aufzubauen. Im Laufe der Zeit wurden einige Männer auf dem legendären Foto identifiziert: Joseph Eckner, der dritte Mann von links, und Joe Curtis, der dritte Mann von rechts. Im Hintergrund des Fotos ist der Bau dessen zu sehen, was später einmal als Big Apple und Central Parc bekannt werden sollte.

Öffentlichkeitsarbeit und Waghalsigkeit

Damals sorgte das Foto für große Aufregung über den Bau des neuen Teils des Rockefeller Centers. Eine Viertelmillion Menschen fanden mitten in der Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre dank des Baus solcher größenwahnsinnigen Projekte Arbeit. Man könnte sagen, dass das Foto zum Bild Amerikas als ein „Selfmade-Land“ beigetragen hat, das hart arbeitet und einen leidenschaftlichen Geschäftssinn hat. Dieses Foto mit den 11 Arbeitern beim Mittagessen ist vielleicht das bekannteste, aber es ist nur die Spitze des Eisbergs: Es gibt noch viele mehr. Manchmal hat es sogar den Anschein, als wollten die Fotografen mit den Bauherren in Sachen Waghalsigkeit konkurrieren: „Was ihr wagt, das wagen wir auch”. Wie man an den Balancierkünsten von Ebbets auf dem Foto oben erkennen kann. Sie taten alles, um zu zeigen, dass ein neues Amerika im Entstehen begriffen war, dass New York die Stadt der Zukunft sein würde und dass sich eine neue Art von Architektur entwickelte, von der man in Europa nur träumen konnte.

Unsterblichkeit und Anonymität

Wie bereits erwähnt, waren die meisten der Männer, die die Stadt von Grund auf aufgebaut und dabei ihr Leben riskiert haben, anonym. Und da hat sich bis heute nicht wirklich viel geändert. Manchmal sagt jemand, er erkenne einen alten Verwandten auf einem Foto, und gelegentlich wird jemand identifiziert, aber die Mehrheit der Arbeiter ist nicht namentlich bekannt. Umso schöner ist es, dass während des Baus des Rockefeller Centers so viele Fotos gemacht wurden, denn auch wenn wir ihre Namen nicht kennen, sind ihre Gesichter, ihr Mut und ihre harte Arbeit dank der Macht der Fotografie verewigt worden.

© Charles Clyde Ebbets, (1932) bei der Aufnahme von Fotos im Rockefeller Center.

© Charles Clyde Ebbets, (1932) The builders of the GE, Rockefeller Center, New York.